Lisel Oppel – Malerin im Süden
Positano · Vietri · Ischia · Kalabrien
Lisel Oppel, im Oktober 1897 als jüngstes von acht Kindern einer Bremer Lehrerfamilie geboren, kannte von Jugend an nur einen Wunsch: Malerin zu werden. Nach ihrer Ausbildung an den Kunstgewerbeschulen in Bremen und München ließ sie sich 1919 in Worpswede nieder, wo sie unter den Maler/innen schon bald einen besonderen Platz einnahm. Vielseitig begabt und mit einem heiter-lebenslustigen Temperament ausgestattet, spiegelt sich ihr unbeschwert-sonniges Gemüt in ihren Bildern (Kinder, Blumen, Landschaften, Porträts, Stilleben, Jahrmarkt- und Schützenfest-Szenen), die den Betrachter noch heute in ihren Bann ziehen. Gleiches gilt für die lichtvollen Aquarelle, die während ihrer langen Reisen und Aufenthalte im Süden entstanden und bislang wenig bekannt sind und die Dieter Richter nun in einer eindrucksvollen Studie vorstellt.
Der ersten Italienreise Lisel Oppels Mitte der 1920er Jahre folgte 1929 eine zweite, die zu einem fünfjährigen Aufenthalt führte. 1932 brachte sie auf Ischia ihren Sohn Claudio zur Welt. Wieder in Worpswede, wandte sie sich ihren ersten Radierungen zu, doch schon 1936 hielt sie nichts mehr in ihrer Wahlheimat, und sie fuhr nach Kalabrien. Die politische Entwicklung zwang sie nach Deutschland zurück. Da sie sich weigerte, der NS-Reichskulturkammer beizutreten, erhielt sie keine Malmaterialien mehr. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich bei einer Bremer Keramikfabrik, zeitweise auch als technische Zeichnerin bei der AG Weser. Wegen des Kontaktes zu einem französischen Kriegsgefangenen wurde sie zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, kam jedoch infolge des Kriegsendes nach einem Monat wieder frei.
Lisel Oppel Leben und malerisches Werk war von zwei Landschaften bestimmt: dem herben, oftmals düsteren Norden mit seinen tief hängenden Wolken und der Licht- und Farbenfülle des sonnigen Südens, aus dem sie stets überquellende Studien- und Skizzenmappen mitbrachte. Wie Dieter Richter in seiner Studie darlegt, zeigen gerade ihre „südlichen“ Bilder und Keramiken, sämtlich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Italien entstanden, sie als eine dem Dreiklang ihres Lebens Autonomia – Arte – Amore zugewandte Künstlerin. Fasziniert von einer „archaischen“ Konzeption des Mezzogiorno, malte sie das „Einfache“, das „Primitive“, das in Wirklichkeit so einfach und primitiv gar nicht war. Mit ihrer Lebenslust und Farbenfreude mischt sie in die Worpsweder Malerei einen neuen und außergewöhnlichen Ton.
32 Seiten, 21 Abbildungen (davon viele in Farbe), Paperback