Carl Bantzer (1857-1941) gehört zu den Vertretern einer akademischen geschulten und dem Studium der Natur verpflichteten Malerei, die das 19. Jahrhundert beschloß und das nachfolgende einleitete. Als Künstler suchte er die Verbindung von realistischem Abbild und einer modernen, vom Impressionismus zunehmend getragenen malerischen Form, als Lehrer an der Dresdner Akademie eine Verbreiterung seines eigenen künstlerischen Standpunktes zwischen Tradition und Aufbruch der Moderne. Eng war der Name Bantzers mit der Gründung der „Dresdner Sezession“ verbunden. Aus bevorzugt in Goppeln in der Nähe Dresdens vor der Natur malenden Kollegen bildete sich jene Gruppe von Künstlern, die sich aus Protest gegen den dogmatischen Akademismus 1896 unter seiner Führung zur dortigen Sezession zusammenschloß.
Der gebürtige Hesse kehrte nach seinem Studium an der Berliner und Dresdner Akademie immer wieder in die Heimat zurück und leitete in den neunziger Jahren die zweite und wohl wichtigste Epoche in der Geschichte des Malerdorfes Willingshausen ein. Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte er aus dem Studienort für Düsseldorfer Genremaler eine Dependance der Dresdner Akademie mit dem Schwerpunkt koloristischer Freilichtmalerei. In seinen realistischen Bauerndarstellungen und großen figürlichen Kompositionen erscheint Bantzer oft noch als Chronist eines mit dem 19. Jahrhundert zu Ende gehenden Lebens auf dem Lande. Doch verschlüsselte er nur ein persönliches Empfinden in diesen Kompositionen zugunsten einer höheren, überpersönlichen Wahrheit. Die Inszenierung solcher „Lebensbilder“ enthält Bantzers künstlerischen Beitrag zur Moderne, die er als Lehrer und Kulturpolitiker mitgestaltete und im eigenen realistischen Werk und im eigenen Ethos reflektierte.
Das Buch würdigt das Werk und die künstlerischen Wirkungen Bantzers als Porträtist und Landschaftsmaler von überregionaler Bedeutung.
184 Seiten, 168 Abbildungen (viele in Farbe ), Hardcover