Gedichte
Martin Bührigs Gedichte sind ungewöhnlich und lakonisch. Sie verstehen sich als Bindeglieder zwischen dem Fortgang und den Fluchtbewegungen des Lebens, folgen dem Bedürfnis nach Einheit, und zeigen doch dessen Begrenztheit auf. Ihre Bilder, düster und eindringlich, reden weder der Vergeblichkeit noch der Hoffnung und ihren Einschränkungen das Wort. Um so unmissverständlicher und klarer bringen sie Phänomene der Vergänglichkeit und die alltägliche Beliebigkeit ihrer Verdrängung zur Sprache. Wenn auch die schwierige Aufgabe beunruhigender Individualität im Verborgenen geschieht, ist dabei stets der andere im Blick - als ein wunder, mitunter zärtlicher Punkt im destruktiven Kosmos der Allgegenwart. Und so versetzt die Lyrik den Leser in einen Teilhaber und „Leidensgenossen“, der, wehrlos gemacht, deshalb aber noch lange nicht wehrlos ist.
Aus dem Inhalt:
am meer
treibholz ich fand
den Kopf eines Steinbocks
an meinen füßen spielte
wasser so hell
kam aus den bergen
vor langer zeit
war salzig
danach
nachdem
sie aufgewacht war
lag sie eine zeitlang still
betrachtete die wände als wenn
es keine wände wären -
etwas atmete und
als ihr einfiel dass sie
vierundvierzig war
wusste sie dass sie lebte
48 Seiten, Hardcover