Ein Lippenbekenntnis
Endlich ein Buch, das den Aphorismenschatz der deutschen Literatur erweitert. 333 an der Zahl, stehen sie, wie es sich gehört, untereinander nicht in einem unmittelbarem Zusammenhang, eines aber ist ihnen gemein: Sie enthalten allgemein menschliche Wahrheiten, bestechen durch Prägnanz, Witz und Unbekümmertheit, kommen frech, geistvoll, heiter und hintergründig daher. Wie die „Schollakiaden“, so sind auch die Zeichnungen und das Vorwort von Günter Kunert: eine Mischung aus Satire, Skurrilem, Widerborstigem – gespickt mit Denk- und Nach-Denk-Zetteln. Ein reizvoll gestaltetes Buch, amüsant zu lesen und vergnüglich anzuschauen, Ereignisse, Zustände, Alltägliches und Allzumenschliches auf-
spießend, empfehlenswert zur Lektüre und Selbsterkenntnis, zum Verschenken und Weiter-
schenken. Und zum dort zu zitieren, wo die Dummheit wieder einmal zu frech wird.
Hans-Dieter Schütt schreibt in der Ausgabe der Neues Deutschland vom 29. Oktober 2007:
„Die Texte zeigen ein Doppelgeschehen: zum einen die Art der seelischen, politischen, kulturellen Abirrungen, derer wir uns täglich schuldig machen, und zum anderen die Überführung des Verlustgefühls aufs geistreiche ästhetische Feld. Schollaks Notizen sind durchaus als Schlüsselsätze von Romanen zu loben, die nun nicht mehr geschrieben werden müssen. Vielleicht erführe man ja im Roman alles ausführlicher, aber doch kaum genauer. Der Aphorismus ist damit ein letzter Partisan der Kultur: Er kann zum Glück nicht verfilmt werden.“
Klaus Wilke rezensiert in der Lausitzer Rundschau vom 27. Dezember 2007:
„Der berühmte Günter Kunert mal nicht als Dichter, sondern als Zeichner und Vorwortautor ... Er illustriert nicht schlechthin, sondern pflegt mit sparsamem Strich eine Art von zeichnerischen Aphorismen, die sich in ihrem Esprit an die Sprachdiamanten von S. Schollak anlehnen ... Schollak spielt mit den Worten, führt zusammen, was zusammen eigentlich nicht gehört, trennt Zusammengehöriges, um es anders zu ordnen. Das sind Techniken, die Sprache-, Sprech- und Denklandschaften in die Helligkeit von Wetterleuchten tauchen. Vergnügen steht dabei an.“
96 Seiten, 11 Zeichnungen, Hardcover